DM Langstrecke – neue Erfahrung auf 84km

Ich hätte ja auch eine Ruderwanderfahrt auf der Lahn machen können….aber ich habe mich doch relativ kurzfristig für den Start bei der Langstrecken-Meisterschaft entschieden. Eine völlig neue Erfahrung für mich, denn auf Zeit bin ich noch keine so lange Strecke geskatet. Daher konnte ich auch schwer einschätzen, wie lange ich für diese Distanz brauchen würde…

Samstag fuhr ich zusammen mit drei Skaterkollegen aus Groß-Gerau und Mainz richtung Osten, zum Lausitzring. Das Wetter wurde von Kilometer zu Kilometer besser, für den Osten war – im Gegensatz zum Rest des Landes – Sommer angesagt! Unsere gebuchte Unterkunft im “Campotel” ist nicht empfehlenswert, sowohl die netten Bilder, als auch die Preise im Internet waren längst überholt, und das ganze machte einen heruntergekommenen Eindruck. Für eine Nacht war’s ok, wir haben immerhin fast auf der Rennstrecke gewohnt. Beim abendlichen Pastaessen in einem schönen Restaurant an der neu gebauten Hafenpromenade in Senftenberg stießen wir auf weitere Skater, die sich ebenfalls noch Kohlenhydrate genehmigten. Es wurde ein lustiger Abend.

 Sonntag. Nach dem Frühstück fuhren wir auf das Renngelände, um die Startunterlagen abzuholen und einen ersten Blick auf “unsere” Strecke, das Dekra-Testoval, zu werfen: 5,6 km glatter, sauberer Asphalt! Da noch genügend Zeit bis zum Start blieb, fuhren wir wieder an den Senftenberger See und legten bei einem Eiskaffee die Füße hoch. Erst das Vergnügen, dann die Arbeit…:-)

 Zurück auf dem Gelände. Überall bekannte Gesichter, großes Hallo. Die kurze Laufeinheit zum aufwärmen war nur gut, um den Körper in Schwung zu bringen, warm genug war es inzwischen! Die Sonne wärmte den Asphalt ordentlich auf, auf der gesamten Strecke kein Schatten. Stichwort Bitumenstreifen….ein paar haben die schmerzhafte Erfahrung gemacht…

 Die Startprozedur war ungewohnt: im Abstand von 5 Metern standen am Ende der Geraden die DM-Starter entsprechend ihrer Altersklasseneinteilung, dahinter gleich die Starter für Marathon und Halbmarathon. Am Beginn der Gegengeraden, also direkt nach der Kurve, starteten die 10-km-Skater. Und für alle zusammen gab es nur einen einzigen Startschuss. Man kann sich das Chaos vorstellen, das entsteht, wenn ein Haufen wild losrennender Speedskater schon nach den ersten hundert Metern im vollen Tempo auf die langsam dahinrollenden, quer über die Fahrbahnbreite verteilten Freizeitskater trifft…

 Ich dachte nur, Augen zu und durch, dranbleiben, sonst sind die Mädels gleich weg. Zum Glück ist in dem Durcheinander nix passiert, aber es dauerte zwei, drei Runden, bis sich alle sortiert hatten. Da die Aktivenklasse, die AK 30 und AK 35 in einem Block gestartet wurden, fuhren wir die ersten Runden in einem hohem Tempo, das die Aktiven vorgaben. Rundenzeiten von 9-10 Minuten, das war eindeutig zu schnell, und nach drei Runden fiel ich mit fünf weiteren Mädels zurück. In dieser Gruppe ging es etwas langsamer, aber immernoch flott voran. Mit Rückenwind auf der Geraden und Gegenwind auf der Gegengeraden fuhren wir mit schöner Wechselarbeit Rundenzeiten von 11-12 Minuten. Mit jeder Runde wurde es anstrengender, die Runden gefühlt immer länger, der Gegenwind immer stärker. Wärmer wurde es sowieso, knapp unter 30 Grad waren es in der Sonne bestimmt. Die Helfer im Zielbereich waren gut beschäftigt, neben uns herzurennen, um uns Wasserflaschen zu reichen. Sie hatten schlauerweise Halbliterflaschen mit Deckel, die man gut zu fassen bekam.

 Mein Rücken protestierte als erster gegen die hohe Belastung, zwischendurch aufrichten half irgendwann auch nicht mehr viel und nach ungefähr der Hälfte der Strecke musste ich mich den Schmerzen geschlagen geben. Ich ließ abreissen und fuhr in langsamerem Tempo alleine weiter. Trotzdem holte ich eine meiner AK-Konkurrentinnen auf und überrundete sie. Nach einem Sturz zu Anfang hatte auch sie große Schmerzen und dachte ans Aufgeben. Ich fuhr alleine weiter, hatte immer wieder kurz den Gedanken ans aufgeben, quälte mich aber weiter, Runde um Runde. Ich wollte es wissen, wollte die Strecke schaffen und meine Zielzeit kennen. Zum Vergleich: meine Rundenzeiten alleine, ohne Windschattenfahren lagen bei 14-15 Minuten. Die Skater, die schon fertig waren, oder aufgegeben hatten, standen an der Strecke und feuerten alle an. Durchhalten! Drei Runden fuhr ich alleine, dann überrundete mich meine stärkste Konkurrentin und nahm mich im Windschatten mit. Auch sie war bis dahin seit der 7. Runde alleine unterwegs. Wir kämpften uns zu zweit weiter, sie machte jedoch die meiste Führungsarbeit. Die Rundenzeiten verkürzten sich wieder auf 13 Minuten. Ich war total platt! Nichts ging mehr. Mein Rücken protestierte weiter. Noch eine Runde alleine durchhalten, letzte Kräfte mobilisieren, Schmerzen ausblenden, geschafft!

 15 Runden, 84 km, in 3:03:50 Stunden. Was für eine Quälerei! Meine Anstrengung wurde mit dem dritten Platz in der AK 35 belohnt, und mit dem Wissen, dass ichs geschafft habe! Und mit zwei Paketen Nudeln als Preis 🙂

 Nach der Siegerehrung und einer heissen Dusche war’s dann auch nicht mehr sooo schlimm…

 

 

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